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BDJ News.
Luftfahrtversicherer nervös
Helikopterbetreiber besorgt
Kaum eine Branche wird so sehr von Einzelereignissen beeinflusst wie die Luftfahrt. Die beiden Totalverluste der Boeing 737 Max 8 und der schwere Unfall eines Suchoi Superjet 100 im vergangenen Jahr in Moskau sorgen für große Unsicherheit sowohl in der Branche als auch in der Öffentlichkeit und nicht zuletzt auf dem Versicherungsmarkt.
Hamburg, 20. August 2020
Einzelereignisse gravierend
Obwohl die Luftfahrt stetig sicherer wird und immer weniger schwere Unfälle zu beklagen sind, führen Ereignisse wie die beiden Abstürze von Boeing 737 Max 8 für große Unruhe am Versicherungsmarkt. Zwei Maschinen desselben Typs waren innerhalb kurzer Zeit verunfallt: Eine Maschine der Lion Air am 29. Oktober 2018 und eine der Ethiopian Air am 10. März 2019. Zusammen kamen bei diesen Unfällen 346 Menschen ums Leben. Eine Folge war die weltweite Stilllegung des Flugzeugtyps.
Die Versicherer werden den Airlines und den Opfern, Piloten, Lieferanten und Reiseveranstaltern zunächst wohl über eine Milliarde Dollar für die Totalverluste und die Ertragsausfälle durch die Stilllegungen (Grounding) zahlen müssen. Sollten die Kläger Boeing in den anlaufenden Prozessen eine Verantwortung für die Abstürze nachweisen können, käme es zu Regressforderungen der Versicherer gegen Boeing. Zuletzt kamen bei dem schweren Unfall auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo im Mai 2019 41 Menschen ums Leben, als ein Suchoi Superjet 100 dort notlandete.
Marktverhärtung
Das gesamte Industrie-Versicherungsgeschäft hatte zum Jahreswechsel eine deutliche Marktverhärtung, steigende Preise und eine Reduzierung der Kapazitäten gezeigt. Diverse Bereiche, vor allem in den Sparten Feuer- und Betriebsunterbrechung, haben viele Jahre schon unter schlechten Ergebnissen gelitten. Dies gilt auch für das Luftfahrtgeschäft. Die Luftfahrtversicherer scheinen die Gesamtsituation und ihre Großschäden nun zum Anlass zu nehmen, die Versicherungsprämien, die sich seit Jahren im Sinkflug befinden, deutlich anzuheben. Nicht nur die Airlines sind betroffen, sondern nun auch die General Aviation Betriebe. Die Swiss Re Corporate Solutions hat in diesem Segment bereits aufgehört, Risiken zu zeichnen. Sie folgt damit mehreren englischen Lloyds Syndikaten wie Brit, Hiscox und Berkeley und viele mehr.
Näheres Hinsehen lohnt sich
Sogar das Segment der Helikopterbetreiber ist betroffen. Die im Jahr 2019 eingetretenen Hubschrauber-Unfälle im Aostatal, nahe Kirchheim/Teck und bei Oberstdorf mit einem Millionen-Totalschaden oder der tragische Absturz des Bundeswehr-Helikopters bei Bückeburg haben die Versicherer weiter sensibilisiert.
Diese und die Airline-Situation reichen aber alleine nicht aus, um erhebliche Prämienanhebungen zu begründen. Zwar dürfte auch im Helikopter-Bereich nach Jahren kontinuierlichen Prämienverfalls (Abb. 1) nun der Boden erreicht sein; dennoch sollte den Versicherern die Deckung von Helikoptern ein zweites Hinsehen Wert sein. Denn die Schadenentwicklung im Helikopter-Bereich ist nachhaltig positiv, wie eine Langfriststudie zeigt.
Risiko- und Versicherungsmanagement
2006 hat die EASA das ESPN-R (European Safety Promotion Network Rotorcraft, früher EHEST) mit dem Ziel gegründet, die Ursachen von Helikopter-Unfällen zu erforschen und diese mit entsprechenden Maßnahmen nachhaltig zu senken. Nach deren im Jahre 2018 veröffentlichten Studie scheint dies auch nachhaltig zu gelingen (Abb. 2).
Deshalb geht Stefan Schacht, Leiter des Luftfahrt-Teams bei BDJ Versicherungsmakler davon aus, „dass es noch gute Möglichkeiten gibt, die Versicherungskosten im Rahmen zu halten. Ein qualifiziertes Risiko- und Versicherungsmanagement mit einem guten Überblick über das gesamte Unternehmen, das eingesetzte Fluggerät, die Wartungstechnik sowie das Flight Safety Management sind hier das A und O. Und so verwundert es auch nicht, dass einzelne Anbieter wieder zunehmendes Interesse am GA-Geschäft haben."
BDJ Versicherungsmakler GmbH & Co. KG …
... ist Risikoberater und Industrieversicherungsmakler für die Luftfahrtbranche in Deutschland. Das inhabergeführte Unternehmen ist bereits seit 175 Jahren im Versicherungsmarkt aktiv. Gemeinsam mit seinen Kunden definiert und entwickelt BDJ bedarfsgerechte Versicherungslösungen und erbringt spezifische Risikomanagement-, Versicherungs- und Schadendienstleistungen für seine Kunden.
Das Unternehmen beschäftigt in Hamburg, Köln und Berlin zurzeit 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. International arbeitet es mit einem weltweiten Netzwerk zusammen, um die Kunden überall auf der Welt bestmöglich abzusichern.
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